Unverhofft Zwischenmenschliches – Blicke einer Unbekannten

attraktive schwarzhaarige Frau

Mit der U-Bahn unterwegs, lehne ich mich neben der Tür an und höre wie Viele hier Musik über Kopfhörer. Meine Stimmung ist übermäßig gut. Mit meinen braunen, kniehohen Lederstiefeln fühle ich mich attraktiv. Trotz der hellbraunen Wolljacke, die schon etwas aus der Mode ist, bin ich mit mir und der Welt ganz zufrieden in diesem kleinen Moment.

Mein Blick schweift über die anderen Fahrgäste im Wagen und bleibt beinahe zwangsläufig an einer jungen Frau hängen. Vermutlich höchstens Mitte zwanzig dürfte sie sein. Auf ihrer sportlichen Mütze steht cute (engl.: süß oder Süße) in großen schwarzen Lettern. Dieses Selbstbewusstsein beeindruckt mich. Aber süß oder eben cute trifft es nicht ganz. Immer wieder wird mein Blick von ihr angezogen: Ich muss sie ansehen. Ihre großen blauen Augen. Etwas zu groß und ein Wenig zu blau.

Die vollen, in kräftigem pink geschminkten Lippen sehen einladend aus. Unsere Blicke treffen sich kurz. Auch sie sieht mich an. Anscheinend nicht ganz sicher was sie davon halten soll! Aber nein wir wissen beide, dass wir miteinander flirten. Noch zwei Stationen, dann steige ich aus. Sie nimmt ihre Mütze ab und schüttelt ihr Haar aus. Lange dunkle Haare umfließen nun ihr Gesicht.

Eine Station noch und wieder sehen wir uns einige Sekunden in die Augen. Ich lächle wie von selbst. Doch Scham oder Schüchternheit ob dieser unerwarteten Begegnung behalten die Oberhand. Selbst als ich mir – sie noch immer im Blick – vorstelle diese wunderbaren Lippen zu küssen, sie zu berühren.

Doch was soll ich ihr schon sagen? Der mich beflügelnde Augenblick vergeht als die Türen des Wagons sich öffnen. Wie geplant steige ich aus. Kurz bleibe ich stehen, um etwas in meiner Tasche zu suchen. Auf die Rolltreppe zugehend sehe ich wie sie wenige Meter vor mir läuft. Der Zauber des Moments in der Bahn ist beinahe verflogen. Als sie mit einigem Vorsprung vor mir die Rolltreppe verlässt, dreht sie sich noch einmal kurz um. Ob sie sich wirklich nach mir umgedreht hat? Aber sie sieht mich nicht und ich genieße den Gedanken an ein „was wäre wenn“.

(Ein kleines Plädoyer fürs U-Bahn fahren.)

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