Immer wieder neu?
Oder doch lieber lange Zeit gemeinsam? Die Anziehung, die zwischen zwei Menschen herrscht, die sich eigentlich noch nicht kennen kann überwältigend sein. Das Berühren zweier Hände auf dem Tisch eines Cafés kann beinahe Blitze auslösen und so ein angenehmes Kribbeln in der Bauchgegend hinterlassen. Wenn dann noch die passenden Blicke dazu kommen ist dieser Aufenthalt an einem so unverfänglichen, öffentlichen Ort fast wie ein Vorspiel. Oder nein: Es gehört zum Vorspiel dazu. Das Flirten und umwerben. Sich selbst im besten Licht darstellen. Die Gradwanderung zwischen etwas von sich selbst preisgeben aber auch nicht sein halbes Leben vor dem beinahe Fremden auszubreiten. Eine Kennenlernphase hat etwas für sich. Kann spannend und aufregend sein. Kleine Gesten und Bemerkungen werden wenn man den anderen mehr als zweimal treffen möchte auf die Goldwaage gelegt.
Noch schöner sind erste, zaghafte Berührungen bei Frühlingsspaziergängen im Park. Eine Leichtigkeit zwischen euch, die man eigentlich nur haben kann wenn da noch keine gemeinsame Geschichte ist. Der neue Mensch in deinem Leben zieht Dich nach diesem Spaziergang in einen Hauseingang und küsst Dich leidenschaftlich. Du genießt, küsst zurück und willst eigentlich in diesem Moment bereits viel mehr. Fremde Haut spüren auf Deiner eigenen Haut. Lippen und Hände, die sich vielleicht unbeholfen vortasten. Ihr findet noch heraus was euch gefällt. Wie hart oder zart der andere berührt werden möchte. All das ist mehr als aufregend – nach dem ersten gemeinsamen Sex zittern die Knie. Wenn es der Beginn einer Beziehung ist, ihr euch verliebt habt fliegen gleichzeitig tausende von Schmetterlingen im Bauch durcheinander und erzeugen dieses herrliche Gefühl. Diese Phase ist etwas Wunderbares und Wertvolles. Manch einer sucht daher ständig nach diesem Gefühl des Verliebt seins.
Man sagt nach sechs Monaten bis etwa eineinhalb Jahren verändert sich das Gefühl. Es wird weniger aufgeregt aber tiefer. Du kennst den anderen in seinen Eigenheiten in- und auswendig. Der Alltag kommt hinzu und ist nicht immer reibungslos. Wenn man streitet, weiß man wie man den anderen verletzen kann.
Doch ist es ein gutes Gefühl jemanden an seiner Seite zu wissen. Die „lange Tour“ gemeinsam zu gehen. Eure sexuellen Phantasien habt ihr euch in den ersten Jahren (hoffentlich) mitgeteilt und ihr wisst genau wie ihr den Menschen an eurer Seite berühren könnt um zu erregen und zum Höhepunkt zu bringen. Das Vertrauen in den anderen ist (bestenfalls) so tief wie es bei einem kurzen Flirt nie sein könnte. Das kann überaus sexy sein wenn ich mich meinem Partner anvertrauen kann mit meinen Ideen und Wünschen im Bett. Das Geheimnisvolle vom Beginn eurer Beziehung ist vielleicht verschwunden aber die Möglichkeit zur Hingabe an den anderen ist dafür umso größer geworden.
Klar gibt’s in längeren Beziehungen mal Langeweile im Bett aber man hat doch auch die Chance immer wieder Dinge auszuprobieren, die man mit einem quasi Unbekannten nie wagen würde. Aber vielleicht sieht mancher das auch genau umgekehrt? Wann sind wir wagemutiger? Wenn alles noch neu ist oder wenn wir uns bereits in allen Lebenslagen kennengelernt haben?