Lieber hart als zart?

Kleine schwarze Lederpeitsche

Spätestens seit der Thematisierung in erotischer „Unterhaltungslektüre“ wie ‚Shades of Grey‘ sind sexuelle Spielarten, die nicht direkt unter Blümchen- oder Vanilla-Sex eingeordnet werden immer mehr – wohl vor allem – Leserinnen in den Kopf gesetzt worden. Selbst hatte ich das Glück, fern von diesem Medienhype meine Erfahrungen sammeln zu können.

Den Beitrag ziert eine Peitsche – ein vermutlich recht weicher – Wildlederflogger, der gut für Einsteiger geeignet sein dürfte, da er sich nicht schneidend anfühlt und auch dosiert zum Einsatz kommen kann. Aber bevor man solche Gegenstände ausprobiert, steht meist eine andere Frage: Erregen mich einfach nur bestimmte Vorstellungen oder möchte ich wirklich den Schritt gehen, in der Realität zum Beispiel Spanking* mit der Hand oder Peitsche auszuprobieren?

Nicht alles, was Dich zwischen zwei Buchdeckeln erregen kann, taugt dazu auch im „echten Leben“. Wenn der Wunsch und die Neugier allerdings sehr stark sind, kann der Schritt in Richtung Lustschmerz und dem Spiel mit Dominanz und Devotion eine ganz neue Welt eröffnen – und vielleicht auch eine zuvor unbekannte Form von Erregung. Dies kann wunderbar sein aber auch ersteinmal verstörend. (Insbesondere für Frauen im Hinblick auf ihr Selbstbild). In jedem Fall solltet ihr in einer Partnerschaft miteinander darüber zu sprechen wenn man gern Neues ausprobieren möchte.

Häufig begleiten einen Phantasien über Unterwürfigkeit und Dominanz allerdings schon über Jahre, bevor man/frau sich daran wagt sie auch erleben zu wollen. Treffen sich zwei Menschen mit ähnlichen Phantasien oder sogar Erfahrungen, kann das wie ein Katalysator sein. (Auch für BDSM Interessierte gibt es im Netz eigene Kontakt-Plattformen. So können sich mit der nötigen Vorsicht!!! Gleichgesinnte finden – selbst bei sehr speziellen Vorlieben.)

Die Körperchemie kann bei Lustschmerz Erlebnissen noch mehr verrückt spielen als bei anderen sexuellen Erlebnissen. Der Körper schüttet Adrenalin aus und es gibt ein Wechselspiel aus Aufregung und Entspannung. Schläge mit der flachen Hand, Peitsche, Stock oder Gerte wechseln sich ab mit der liebevollen Zuwendung des dominanten Partners an den devoten Part.

Ein Konglomerat aus Schmerz, Lust und sehr intensiven Emotionen umgibt Dich. Manchmal überwältigt es Dich so sehr, dass Tränen fließen, Du ohne Grund lachen musst oder die Liebe zum Partner Dich völlig überflutet.
Der dominante Part hat dabei eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Er muss nicht nur die Schläge oder andere Schmerzimpulse so dosieren, dass sie (gerade noch) im Rahmen sind, er muss auch die emotionalen und körperlichen Reaktionen des devoten Parts genau im Auge behalten, um im Zweifel rechtzeitig das Spiel abzubrechen. Denn: Wenn etwas so intensiv ist, dann ähnelt es auch manchmal einem Tanz auf dem Drahtseil – da kommt es schon vor, dass die/der Sub (die devoten Partner einer BDSM-Paarung) von ihren Eindrücken überwältigt wird und zusammenbricht. In diesem Fall muss der dominante Partner den Anderen mindestens verantwortungsvoll, fürsorglich – wenn nicht liebevoll auffangen. (Spielabbruch! In den Arm nehmen, beruhigen, Wasser! trinken…)

Es ist also wie bei vielen Dingen: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Nicht immer passt es z.B. für beide Partner gerade mit Lust und Schmerz zu spielen. Manchmal ist auch „Blümchen-Sex“ nicht zu verachten. Insbesondere der dominante Partner hat eine nicht ganz unaufwändige Aufgabe an der er oder sie im entsprechenden Moment Spaß haben sollte! Und: Natürlich geht auch nicht auf Knopfdruck devot oder dominant zu sein. (Gerade wenn man einen gemeinsamen Alltag hat.) Aber wenn es für beide Partner funktioniert, ist es in diesen Augenblicken eine wunderbare Bereicherung der eigenen Sexualität.

Das Klatschen einer Hand auf gut gerundete Körperteile, die flächige Wärme, die ein Flogger auslöst und der Stolz dem dominanten Partner sexuell dienen zu dürfen sind für jemanden, der gern (im Bett) devot ist wunderbare Gedanken und Erfahrungen.

Und: Alle Spiele mit Lust-Schmerz, Unterwürfigkeit und Dominanz setzen ein großes Vertrauen in den dominanten Partner voraus. Natürlich kann man mit den Rollen auch spielen – dann spricht man von „switchen“. Hier wechselt je nach Spiel die Rollenverteilung von dominant und devot. Mit der Zeit habe ich selbst gestaunt, was alles möglich wird wenn man/frau sich darauf einlässt und miteinander über (neue) Ideen und Phantasien spricht. Dann ist auch gar keine generelle Entscheidung zwischen zart und hart nötig – es fließt alles ineinander und man hat Spaß an der eigenen, gelebten Sexualität.

* Spanking

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