Männliche Dominanz in erotischen Geschichten

Oberkörper einer Frau mit Korsett

Spätenstens seit dem überwältigenden Erfolg von Büchern wie Shades of Grey,ist einer breiteren Masse (von primär wohl Leserinnen) die Idee von Sexspielen mit Hierarchie-Gefälle zwischen den beiden Partnern bewusster geworden.

Es gibt also einen dominanten (führenden, bestimmenden) und einen submissiven (dienenden, unterwürfigen) Part in diesen sexuellen Einlassungen. Häufig gibt es noch die Schmerzkomponente, aber nicht zwingend.
Der dominante Part wird in erotischen Geschichten gern als unnahbar und überaus attraktiv beschrieben. Daneben fällt auf, dass es meist beruflich sehr erfolgreiche oder zumindest sehr wohlhabende Herren sind, die sich zwischendurch immer mal als Dominus – also als sexuell dominanter Mann – versuchen.

In der fast schon klassischen Konstellation mit einer Frau, die sich gern beim Sex von ihrem Partner führen und dominieren läßt – also einer Sub – ist die Protagonistin jung und unerfahren. So wird mit ähnlichen Eckpunkten immer wieder aufs Neue eine sehr ähnliche Geschichte erzählt.

Doch was ist es, das diese nicht selten vorhersehbaren Geschichten lesenswert macht? Es ist ein wenig wie eine Auszeit vom Alltag. Die Männer in solchen erotischen Geschichten sind nicht nur schön und reich sondern auch erstmal undurchschaubar – wecken die Neugierde. In einer fesselnden Dom/Sub Erzählung erfahren wir etwas über beide Sichtweisen. Über die Empfindungen und die Gedanken der beiden Protagonisten rund um das oder die Spiele (auch Sessions genannt). Diese männlichen Figuren wollen nicht nur die Führung übernehmen – nein sie übernehmen damit auch ein Stück weit Verantwortung für ihre Sub und deren Wohlbefinden. Das ist besonders wichtig wenn es um Experimente mit Lustschmerz geht. Viele Lesende sind sicher nicht schmerzaffin aber „er“ sagt ihr immer wieder, dass er auf sie achtet und ihre Grenzen erkennen wird. Dieses Kümmern und Eingehen auf die Bedürfnisse seiner (vielleicht erst zukünftigen) Sub macht diese „Lichtgestalt“ von Dom für all die Romantikerinnen unter uns attraktiv. Auch wenn sich unser Verstand dagegen zur Wehr setzt. Himmel „ich bin doch nicht devot“ ist sicher eine häufige Reaktion auf dearatige Hinweise oder Unterstellungen bezogen aufs reale Leben. Aber in der Sicherheit der eigene vier Wände mit der Nase im Buch traut sich die Eine oder Andere Dinge zu denken, die sie für sich im Grunde kategorisch ablehnt. Das ist ein sehr schöner Aspekt jeglicher erotischer Literatur, denke ich. (Auch wenn einen das ins Grübeln bringen kann.)

Mit einer Geschichte, mit einem Buch mit zu leben. Mit den Charakteren mit zu fiebern – selbst in Erregung versetz zu werden, auch wenn wir Vieles von dem, was wir dort lesen nie selbst würden erleben wollen. Manchmal wird die Neugierde so groß, dass man bestimmte Dinge gern ausprobieren möchte – was sehr aufregend sein kann. Aber vielleicht holt man sich beim Lesen einfach auch nur Appetit auf Sex generell und dem Mann oder der Frau im Leben wird in Folge besondere Aufmerksamkeit zu Teil. Als Single macht frau sich vielleich auf die Suche nach einer neuen Gelegenheit.

Ich lese erotische Romane sehr gern und erwische mich manchmal bei einem lauten „das will ich auch“. Insbesondere wenn es um große, stattliche Herren mit langen dunklen Haaren und wahlweise blauen oder grünen Augen geht… Aber im Großen und Ganzen genieße ich das Lesen wie ein Märchen für Erwachsene. Denn all die übertrieben schönen Menschen, die allzu perfekten Körper und die meist auch entstehende tiefe immerwährende Liebe, die nicht selten auch (oder gerade?) in Romanen mit BDSM Geschichten zur Heirat der beiden Liebenden führt ist oft etwas zu viel Zuckerguß rund um die ansprechend geschilderten sexuellen Ausschweifungen.

Um abschließend auf die Dominanz zurückzukommen: Die Idee für einen klar definierten Zeitraum die Kontrolle abzugeben ist für uns als Menschen, die sich um unzählige Kleinigkeiten kümmern, damit das Leben funktioniert sehr reizvoll. Das immer wieder zitierte „sich fallen lassen“ bei jemandem, der sich kümmert, der den Moment kontrolliert kann sehr bereichernd sein – selbst als  Gedankenspiel. Also lasst uns genießen was erregt – sei es nur auf Papier oder im Leben!