Verhüten ohne Hormone? Warum eigentlich nicht!

unter der bettdecke

Sex macht Spaß. Aber wenn man sich nicht rechtzeitig vorher Gedanken über Verhütung macht, kann aus dem gewünschten Spaß auch mal ein Desaster werden. Dann folgen im Zweifel Wochen voller Bangen und Hoffen, dass bloß „nichts passiert“ ist.

Sprich: Eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden ist besonders für junge Frauen ein wichtiges Thema. Auch wenn es in Deutschland – zwar mit Auflagen aber immerhin – unsere Entscheidung ist, ob wir wirklich gerade ein Kind bekommen möchten, ist die Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft sicher der bessere Weg als eine schwere Entscheidung treffen zu müssen wenn es doch passiert ist.

Es gibt viele verschiedene Methoden der Verhütung. Unter diesen Methoden ist die Pille, welche meiner Erfahrung nach von Gynäkologen recht hoch gehalten wird, nur eine Möglichkeit von vielen. Was gern immer wieder unter den Tisch fällt bei der Empfehlung die Pille zu nehmen, sind die nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen. Es kann zu starken Stimmungsschwankungen kommen, das Thrombose-Risiko ist erhöht und wenn frau Pech hat, verabschiedet sich die Libido gänzlich. Ist ja auch kein Wunder, da der Körper künstlich in dem Glauben gelassen wird bereits schwanger zu sein, gibt es biologisch keinen Grund mehr Lust auf Sex zu haben. Aber es reicht auch schon wenn man plötzlich ohne Grund vor seinem Partner steht und die Tränen ohne erkennbaren Grund wie Wasser die eigenen Wangen herunterlaufen. Auch das kann einem ganz schön die Ernte verhageln und die Lust auf Sex kann beiden dabei auch vergehen.

Die Tatsache, dass es heute durchaus Alternativen zu hormoneller Verhütung gibt wird gern negiert. Wenigstens ging es mir in der Vergangenheit häufiger so, dass Ärzte und Ärztinnen mir die Pille quasi als alternativlos(!) anpriesen. Selbst nach wiederholter Nachfrage und dem Hinweis, dass es mir damit nicht so gut ging hieß es, die Wirkung der Hormone auf Stimmung und Libido werde überschätzt und das sei alles doch gar nicht so wild. Toll. Danke, fürs Gespräch. Mh.

Diaphragma „Contraceptive diaphragm“ (Axefan2 – Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons)

Wer sich selbst im Netz schlau macht zum Thema Verhütung, der stößt z.B. auf Möglichkeiten, die auf einer Barriere beruhen, die vor dem Muttermund platziert wird.

Neben dem klassischen Diaphragma (60 mm – 90 mm Ø), welches vom Frauenarzt angepasst werden muss gibt es inzwischen auch Alternativen, die den meisten Frauen passen. Da wären zum Beispiel die FemCap (eine moderne Form der Portio-Kappe) oder das Caya Diaphragma. Alle Barriere Methoden muss man nicht direkt vor der Idee Sex zu haben hektisch sofort platzieren – man kann es bereits bis zu zwei Stunden vorher tun. Die beiden neueren kappenartigen Gegenstände sind aus Silikon und werden mit einem Spermien abtötenden Gel verwendet. Die FemCap, (erhältliche Größen: 22, 26 und 30 mm Ø) saugt sich leicht am Muttermund fest, muss also wirklich passen. Hierzu kann man einen Gynäkologen aufsuchen oder ein Frauen-Beratungszentrum wie z.B. Pro Familia. Das Caya Diaphragma hingegen legt sich nur über den Muttermund.

Caya Diaphragma (Bild: MEDintim) Caya Diaphragma
(Bild: MEDintim)

 

Nach einem ersten Test mit dem Caya Diaphragma muss ich sagen, dass es erst einmal gewöhnungsbedürftig ist. Man drückt das Diaphragma schmal zusammen und muss etwas Verhütungsgel links und rechts vom Rand auftragen. Dann führt man es vorsichtig ein. Durch das Zusammendrücken ist es während dessen nicht breiter als ein Tampon. Das Einführen und Ertasten, ob es richtig liegt, ist nicht so ganz einfach. Nach wiederholtem Versuch ist es mir dann doch gelungen, den Muttermund unter der dünnen Membran zu ertasten. Der Rest ist eine Kopfsache. Die Idee, dass es eventuell stören könnte beim Sex spukte schon irgendwo im Hinterkopf herum. Aber weder ich noch mein Partner konnten es während dessen spüren. Also ein klarer Pluspunkt! Mit ein klein Wenig Übung sollte es mit der Zeit immer besser gehen. (Wer auf Nummer sicher gehen möchte kann ja in der Eingewöhnungszeit zusätzlich mit Kondomen verhüten.)

Jede Barriere-Methode muss natürlich sachgemäß angewendet werden und es gilt zum Beispiel Zeiträume zu beachten: Wie lange muss(!) das Verhütungsmittel der Wahl z.B. nach dem Sex noch in der Scheide bleiben? Wie lange darf es höchstens dort bleiben? Auch die Anwendung erfordert etwas Übung und Fingerfertigkeit.

Die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode wird durch den Pearl-Index ausgedrückt. Dieser liegt bei der Pille bei 0,1-0,9. Also werden von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit der Pille verhüten nur 0,1-0,9 schwanger.

Barriere-Methoden schneiden – mit einem Gel auf Milchsäurebasis verwendet – gar nicht schlecht ab. Der Pearl-Index liegt bei 6 für Verhütungskappen. Das klassischen Diaphragma scheint in der Anwendung nicht so einfach zu sein, der Pearl-Index schwankt hier zwischen 1-20. Für das neue Caya Diaphragma heißt es vom Hersteller, dass die Sicherheit der eines normalen Diaphragmas entspreche aber mit der Routine in der Anwendung steigt. Wenn man mehrfach hintereinander Sex haben möchte wird für die Barriere-Methoden empfohlen, das Verhütungsgel erneut mit einem Applikator in die Scheide einzubringen.

Zu beachtende Zeiten bei Barriere-Methoden:

Barriere-Methode: FemCap
Caya Diaphragma
Diaphragma
Wie lange vorher kann ich es einsetzen? 2 Stunden 2 Stunden 2 Stunden
Verbleib in der Scheide nach dem Sex – mindestens 6-8 Stunden 6 Stunden 8 Stunden
Längste empfohlene Tragedauer 48 Stunden 24 Stunden 24 Stunden
Wie lange kann es verwendet werden 12 Monate bis 24 Monate Nicht länger als 24 Monate 12 Monate bis 24 Monate

Wer nicht ständig an Verhütung denken will und zudem noch in einer festen Beziehung lebt, für den kann eine Spirale (Intrauterinpessar) das Verhütungsmittel der Wahl sein. Die Spirale wird vom Gynäkologen in die Gebärmutter eingelegt und kann dann mehrere Jahre (3-5) dort verbleiben.

Spirale (Tête de stérilet). Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0-fr über Wikimedia Commons Spirale (Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0-fr über Wikimedia Commons)

Auch hier kann es zu ungewünschten Effekten kommen, so ist z.B. die Gefahr aufsteigender Infektionen erhöht. Wer also ohne Kondom Sex mit wechselnden Partnern hat, für den eignet sich eine Spirale eher nicht. Auch erhöht sich das Risiko einer Eileiterschwangerschaft. Ob sich die Blutung durch eine Spirale verstärkt, ist laut Aussage von ärztlicher Seite von Frau zu Frau sehr verschieden. Neben der klassischen Kupferspirale gibt es noch einen Typ Spirale, der in der Wand der Gebärmutter verankert wird. Diese Spirale nennt sich Gynefix® und kann wegen der Fixierung nicht verrutschen. Außerdem gibt es sie in zwei Größen. Im Grunde handelt es sich bei Gynefix® um mehrere auf einer Schnur aufgefädelte Kupferelemente. Die Spirale ist so klein, dass sie auch gut bei Frauen eingesetzt werden kann, die noch keine Kinder haben. Als mir vor einigen Jahren wiederholt die Pille empfohlen wurde, hieß es immer und immer wieder, dass eine Spirale nicht in Frage komme so lange man noch nicht geboren habe, da die Gebärmutter noch zu klein sei.

„Kupferkette“ von GyneFix Deutschland - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons „Kupferkette“ von GyneFix Deutschland  (Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons)

Das ist, wie ich inzwischen ebenfalls von einer Gynäkologin lernen durfte, auch für die klassische Kupferspirale überholt. Eine Spirale ist ein sehr zuverlässiges Verhütungsmittel. Der Pearlindex liegt bei 0,3-0,8 für die Kupferspirale und bei 0,1-0,3 für die Gynefix-Kette.

Was nicht verschwiegen werden sollte: Sich eine Spirale legen zu lassen macht sicher keinen Spaß. Die Einlage selbst kann definitiv nicht unter die schönen Erlebnissen verbucht werden. Wer sehr schmerzempfindlich ist, findet aber sogar Ärzte, welche die Einlage unter Narkose anbieten. Jede Frau muss hier abwägen was ihr unangenehmer ist, der Gedanke an (kurze) Schmerzen oder an eine Narkose.

Selbst habe ich sehr gute Erfahrungen mit der Gynefix gemacht. Keine stärkere Blutung, keine aufgestiegenen Infektionen und was das Beste ist: Verhütung erledigt und beeinträchtigt nicht den spontanen Wunsch Sex „jetzt sofort“ zu haben.

Als letzte nicht-hormonelle Methoden möchte ich auf Verhütungscomputer und die natürliche Verhütung nach der Symptothermalen Methode (Sensiplan) hinweisen.

Verhütungscomputer dienen der genauen Beobachtung des weiblichen Zyklus. Es wird z.B. an bestimmten Tagen im Zyklus mit Hilfe von Teststäbchen das Eisprung-Hormon LH (Luteinisierendes Hormon) im Urin bestimmt. Der Computer merkt sich das Ergebnis und ermittelt wenn er eine Weile Daten sammeln konnte immer genauer die fruchtbaren und nicht fruchtbaren Tage. Meist symbolisiert durch rot (ungeschützter Sex kann zur Schwangerschaft führen) und grün (Sex ist „gefahrlos“ möglich). Dies ist eine Methode an die man regelmäßig denken muss. So soll der Test mit den Stäbchen z.B. nur mit Morgenurin erfolgen. Im ersten Anwendungszyklus lernt der Computer und muss daher mit 16 statt – wie sonst üblich – mit 8 Stäbchen pro Zyklus „gefüttert“ werden (Bezogen auf den Persona Verhütungscomputer). Der Pearl-Index liegt hier bei 1-6 (je nach Gerät) – es gibt auch Computer, die die Temperatur messen und die Kurve aufzeichnen. Frauen mit sehr langen oder sehr kurzem Zyklus können diese Computer wohl nicht verwenden. Durch die benötigten Teststäbchen hat man hier regelmäßige Kosten pro Monat.

Einen recht guten Pearl-Index mit 0,4-2,3 hat die Symptothermale Methode (Sensiplan). Hier misst die Frau jeden Tag ihre Temperatur mit einem dafür geeigneten Thermometer und beobachtet gleichzeitig die Struktur des Zervix-Schleims, der sich im Laufe des Zyklus sehr charakteristisch verändert. In der Kombination beider Beobachtungen kann man den Eisprung ziemlich gut eingrenzen. Dafür muss man sich jeden Tag mit seinem Körper befassen, es ist also für jede Frau zu überlegen, ob diese genaue Selbst-Beobachtung für sie geeignet ist. Auch bei dieser Methode kann man sich mit technischen Hilfsmitteln wie Software zur Aufzeichnung unterstützen lassen. Für Frauen, die viel Stress haben oder im Schichtdienst arbeiten wird diese Methode nicht unbedingt empfohlen, da diese Umstände die Temperaturkurve während des Zyklus beeinflussen können. Die Einnahme von Medikamenten kann hingegen die Beschaffenheit des Schleims beeinflussen und so die Ergebnisse der Beobachtungen weniger aussagekräftig machen.

„Kondom“ (User Flegmus, Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons)

Kondome sind natürlich auch eine Barriere-Methode und haben einen Pearl-Index von 2-12, was an einer möglichen fehlerhaften Anwendung liegt, sowie an der der Verwendung falsch oder überlagerter Kondome! Was den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten angeht sind sie aber neben der – nicht ernsthaft von mir propagierten – Enthaltsamkeit wirklich ohne Alternative. Insbesondere wenn man sich noch nicht so gut kennt.

Am Ende ist die Wahl der Verhütungsmethode eine sehr individuelle Entscheidung. Auch die Frage, wie „schlimm“ eine ungeplante Schwangerschaft in der aktuellen Lebensphase der einzelnen Frau  wäre spielt bei der Wahl der Methode sicher eine Rolle!

(Das Caya Diaphragma mit Caya-Gel, sowie ausführliches Infomaterial zum Produkt wurden mir zur Verfügung gestellt von der KESSEL medintim GmbH.)

Quellen: Zuletzt aufgerufen am 16.11.2014

Familienplanung.de

Sexmedpedia.com    

Wikipedia.org  – Artikel  Pearl-Index         

Wikipia.org – Artikel Kupferkette

Wikipedia.org – Artikel Diaphragma

Focus.de – zu Verhütungscomputern

Caya